Wenn es plötzlich bimmelt und bellt
Völlig eintauchen in die pittoreske Berglandschaft mit ihrer Ursprünglichkeit und der kargen Vegetation mag der Testwanderer oberhalb des Ofenpasses nicht. Allzu sehr haben ihn die Gespräche am Vorabend aufgewühlt: der Bär, die Jäger und die Herdenschutzhunde.
Jörg Greb
Die Verhaltensregeln habe ich mir gemerkt. Ich bin bemüht, stets vor mich hinzureden oder zu singen. Allfällige Bären sollen sich so frühzeitig verziehen. Nicht aber der Herdenschutzhund. Wie reagieren, wenn die Schafe plötzlich hinter der Kuppe auftauchen und ihre beiden Herdenschutzhunde in Aktion treten und bellend, fauchend auf mich zustürmen? «Wenn der Schutzhund bellt und auf den Wanderer zusteuert, heisst es stehen bleiben.» Und Hunde sollten an die Leine genommen werden.
Das Wesen des Hundes
Klare Anweisungen für die Wanderer.
Ruhig stehen bleiben, nicht herumfuchteln, sich nicht abwenden, dem Schutzhund aber auch nicht tief in die Augen schauen. «Ein solcher Hund arbeitet weitgehend autonom, und er hat sich zu vergewissern, was da Fremdes auf seine Herde zukommt», beschreibt Herdenschutzhund-Führers Jachen Andri Planta. Herdenschutzhunde unterstützen den Hirten oder machen ihn gar überflüssig. Rund um die Uhr sind diese Hunde bei der Herde, vielfach alleine. Das beruht auf einer alten Tradition.
Feststellen, ob Gefahr droht
Wanderer sollen dem Hund Zeit lassen, abzuschätzen, ob Gefahr droht.
Taucht ein Wanderer auf, gilt es für den Hund, festzustellen, ob Gefahr droht oder nicht. Denn auf die Schnelle kann ein Hund nicht feststellen, was der Eindringling beabsichtigt. Um Gewissheit zu erlangen, läuft er auf das «fremde Objekt» zu und bellt. Ist der Wissensdurst des Schutzhundes gestillt und sieht er keine akute Gefahr für seine Herde, wendet er sich ab und beruhigt sich. Der Wanderer kann weiterziehen, möglichst aber nicht durch die Schafe hindurch. Dringend gewarnt sei auch vor Annäherung, etwa dem Streicheln des Hundes.